Sonntag, 20. November 2011

Grosser Weinsport!

Wer mich kennt, der weiss, dass das Piemont in Italien zu einem wichtigen Bestandteil in meinem resp. unserem Leben geworden ist. Mit unserer Traumhochzeit im unendlich heissen Sommer 2010 haben wir das Piemont und die Gegend rund um Neive für immer in unsere Erinnerungen eingebrannt. Noch heute denke ich oft an diese intensiven und wunderbaren Tage zurück. Im Frühling dieses Jahres waren Jettli und ich zum ersten Mal seit der Hochzeit wieder im Piemont und in der Locanda San Giorgio, unserer Fest-Lokalität. Irgendwie war das Gefühl aber sehr speziell; zahllose Erinnerungen kreuzten unsere Gedanken, wir waren diesmal ganz normale Gäste, nirgends waren bekannte Gesichter zu sehen, kein Hauch von Nervosität, nichts. Eigentlich ein wenig enttäuschend. So entschieden wir uns, bei den nächsten Reisen ins Piemont auf Neuentdeckung zu gehen. Die Gegend im Norden Italiens bietet nämlich quasi auf jedem Hügel ein gemütliches Restaurant, ein stolzes Weingut oder ein hübsches, kleines Agriturismo!

Gemeinsam mit unseren Freunden Pascale & Thömi Zurbrügg reisten wir dann Ende Oktober wieder nach Italien. Zurbrüggs zeigten sich für die Organisation verantwortlich und so konnten wir sicher gehen, neue Orte kennenlernen zu dürfen.

Die Reise begann am Donnerstag Vormittag mit einem Fährtli durch den Lötschberg, weiter durchs Wallis zum Simplonpass und runter nach Domodossola. In Domo gönnten wir uns dann auch den ersten Apéro in einer gemütlichen Bar. Gestärkt durch ein Gläsli Arneis und den feinen Apéro Häppchen gings weiter dem Lago Maggiore entlang, via Vercelli, Alessandria und Asti zu unserem ersten Etappenort, dem Örtchen San Martino Alfieri. Wir hausten dort äusserst exklusiv im schönen Weingut Marchesi Alfieri. Das Weingut liegt erhöht auf den Hügeln zwischen Asti und Alba mit toller Sicht in die Talebene und auf zahlreiche Rebbaugebiete. Unsere Zimmer waren in einer Locanda im Innenhof des Schlosses untergebracht. Nach dem Check-in fuhren wir ins Nahe Neive wo wir uns in der Dorfbeiz einen ersten ausgiebigen Apéro gönnten. Wer an unserer Hochzeit dabei war weiss, dass dort am Sonntag nach dem Fest eine weitere exszessive Party mit dem WM-Finale stattfand :-). Anyway, Neive ist und bleibt ein grosses Highlight in der Gegend Langhe. Das Dörfchen trohnt auf einem Hügel und gehört zweifelsohne zu den schönsten - sogenannten - Borgi Italiens. Mit seinem schönen Dorfkern und den diversen Restaurants, Cantinas und Hotels ist dies ein guter Ausgangspunkt für Piemont-Reisen.

Neive   
Herbststimmung im Piemonte

Marchesi Alfieri

Herbststimmung

Nach gut zwei Flaschen Arneis gings zurück nach San Martino Alfieri. Unser erstes Abendessen stand auf dem Programm. Gleich um die Ecke des Schlosses befindet sich ganz unauffällig und unscheinbar das Restaurant von Ugo. Zürbi konnte im Vorfeld nicht genug erwähnen, welch grossartiger Ess-Sport wir bei Ugo erwarten dürfen. Er behielt natürlicht recht, denn wir wurden sensationell durch die Vielseitigkeit der piemontesischen Gastronomie geführt. Wir wurden in ein gemütliches Keller-Lokal begleitet wo wir den Stammtisch von Zürbis einnehmen konnten. Schön gedeckte Tische und ein angenehmes Ambiente generell boten die Kulisse für das "Festmahl". Nach herzlicher Begrüssung durch den Chef persönlich gings los: in Essig eingelegtes Gemüse, rassig mit Pfeffer gewürzte Frischkäsli mit Olivenöl sowie ein wunderbares Vitello Tonato waren als Antipasti und Primi vorgesehen. Selbstverständlich bediente uns der Chef mit einem Plattenservice und wer Lust und Hunger hatte, durfte auch zwei oder auch drei Mal um Nachschlag "flehen". Weiter gings mit herzhaften Teigwaren; einerseits mit frischen Ravioli, andererseits mit den traditionellen Tajarin con sugo della salsiccia di Brà. Eigentlich war man nach diesem Spektakel schon fast voll, aber selbstverständlich gings weiter mit dem klassischen Fleischgang. Egal ob Schwein im Krustenmantel oder Brasato in Barolo: es war einfach herrlich! Begleitet wurded das Festmahl von einem wunderbaren Barbera d'Asti, dem "La Tota", natürlich vom Weingut Marchesi Alfieri. La Tota bedeutet in piemontesischem Dialekt "die Magd". Es ist ein Barbera mit kräftiger rubinroter Farbe; ein fruchtiges Bukett mit einem Hauch von Pflaumen und Vanille zeichnen ihn aus. Abschliessend gabs natürlich auch noch einen Dessert, aber fragt mich nicht mehr, was wir genau hatten. Mit einem herzhaften Grappa wurde das sensationelle Abendessen dann standesgemäss beendet. Und wenn ihr Euch jetzt fragt, was dieser Spass gekostet hat, dann sage ich nur eins: viel zu wenig! Soviel Qualität, Ambiente und Gastfreundschaft erhält man eigentlich gar nicht für so wenig Geld.

Zurbinhos bei Ugo


Der nächste Tag begann in der Frühstücksküche des Schlosses. Der Tisch war feinsäuberlich gedeckt und allerlei schmackhafte Sachen standen bereits wieder zum Verzehr bereit. Klar, wir hatten alle noch die Bäuche voll vom Vorabend, aber in Anbetracht der Tatsache, dass um 10.30h bereits eine erste Weindegustation auf dem Programm stand, gönnten wir uns dann doch ein paar Sachen zum "Bödele". Nach der Führung durch den Schlossgarten und die Weinkellerei gings ans Probieren. Nebst den klassischen Barbera-Weinen gibts bei Marchesi Alfieri auch noch etwas unbekanntere Sorten, z.B. einen Piemonte Grignolino oder einen Cuvée mit Pinot Noir und Barbera Trauben. Heiter wurde dann der erste Einkauf getätigt und später ins Auto verladen. Weiter gings in Richtung Neive und zwar zur Cascina Principe, dem Weingut der sympathischen Vacca-Brüder. Wir kennen das Weingut von unserer Hochzeit her. Anlässlich des Männerprogramm kamen wir da in den Genuss einer ausgiebigen Degustation. Das Gleiche widerfuhr uns auch diesmal. Nach einer kurzen Führung und der Geografie-Kunde auf der Terrasse gings zur Degustation. Wir probierten zig-Sorten, vom süffigen Arneis über Dolcetto, Nebbiolo, hin zu Barbaresco und Barbera's - und weiter zum Moscato und Rosé. Die Weinen bieten alle ein hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis und haben bei uns einen festen Platz im Weinkeller bekommen. Hervorragend waren übrigens auch der Käse und die Salami, welche zur Degustation gereicht wurde. Zürbi vergass zeitweise sogar, dass es sich da nicht um eine Salami- sondern eine Weindegustation handelte...

Heiterkeit bei der Degustation
das Gelage - man beachte das leere Salami-Brett...

Noch heiterer gings weiter zu unserem neuen Etappenziel, der Azienda Vitivinicola Agriturismo von Davide Bevione und Familie. Das Agriturismo liegt in der Nähe von Dogliani, dem typischen Anbaugebiet des Dolcetto. Selbstverständlich gab's nach dem Zimmerbezug auch hier eine Führung durch den sauberen, aufgeräumten und hochtechnologisierten Weinkeller. Davide begann erst vor einigen Jahren mit dem Weinbau; zuvor war er Inhaber eines Lampengeschäfts in Turin. Der Quereinsteiger präsentierte uns anschliessend nicht ohne Stolz seine Weine, allen voran eben den Dolcetto di Digliano D.O.C. Wir waren uns aber alle einig, dass diese Weine nicht unseren Präferenzen entsprechen und so verzichteten wir dann auch auf einen Kauf. Kulinarisch hatten sie es dann sehr wohl im Griff - ein weiteres, ausgezeichnetes Abendessen stand auf dem Programm.

Tagsdarauf, es war Samstag, war standesgemäss Markttag. Wir fuhren zeitig nach Alba wo wir in Einerkollone durch den Markt streiften. Nach dem Besuch des Gemüsemarktes - ich deckte mich noch mit getrocketen Tomaten fürs Einmachen ein (Merci Mam) - teilten wir uns und so zogen die Damen separat durch die Läden und wir Herren hatten dringenden Bedarf an Wirtschaftskunde. Am Nachmittag fuhren wir von Alba in Richtung La Morra, wo der Besuch des Weinguts Cordero di Montezemolo anstand. Uns erwartete ein weiteres, imposantes Weingut mit einer langen Geschichte, elegante und traditionelle Gebäude und auch hier fantastischen Weine. Auf einem 28 Hektar grossen Gebiet werden die traditionellen lokalen Rebsorten Nebbiolo, Dolcetto, Barbera und Arneis angebaut. Natürlich konnten wir auch hier nicht widerstehen und stockten unser Weinportfolio weiter auf. Anschliessend gings mit einem Restaurant-Tipp der Chefin nach Dogliani. Es war erst 16.00 Uhr und das Znacht war auf 19.30h vorgesehen und so "mussten" wir uns die Zeit mit einem weiteren Apéro todschlagen. Zuerst in der Dorfbeiz von Dogliani und dann in einer hübschen Enoteca gabs natürlich wieder Arneis und zur Abwechslung auch mal einen Apérol Spritz. Schön ist, dass zu jedem Glas Wein immer ein Plättchen mit allerlei Köstlichkeiten gereicht wird. Den Abschlussabend verbrachten wir in der Osteria La Torchia in Dogliani. Wir fanden ein wunderschönes Kellerlokal mit gewölbten Steinbögen vor und liessen uns auch hier kulinarisch verwöhnen. Egal ob Thunfisch, Brasato, Teigwaren oder das üppige Käseteller - einmal mehr bestach das Piemont durch fantastische Küche. Thömi zeigte sich für die Weinwahl zuständig uns so kamen wir zum Abschluss in den Genuss eines fantastischen Barolo "Monfaletto" aus dem Hause Cordero di Montezemolo! Merci!


Mercato ad Alba

Pomodori secci

Libanonzeder auf dem Weingut Corderi di Montezemolo
Ohne Worte

Am Sonntag gings dann voll beladen zurück in Richtung Schweiz. Die Damen waren vor dem Grenzübergang sichtlich nervös - ganz unbegründet wie sich danach herausstellte. Die Zöllner in Gondo waren wohl gerade beim Mittagessen oder im Apéro, auf jeden Fall war der Grenzübergang verwaist. So freuten wir uns an zollfreien Weinen. Ca. 120 Liter Wein waren es im Übrigen....


Das fantastische Genuss-Wochenende schlossen wir dann bei der weniger rühmlichen Beerdigung des Buddy's Pub in Interlaken bei einigen Bieren ab. Ein grosses Merci an Zurbrügg's für das tolle Weekend, die Grosszügigkeit und die vielen neuen Orte, die ihr uns gezeigt habt! Wir wiederholen das hoffentlich bald! Ganz grosse Wy-Sport gsi!!!! Grazie!

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