Montag, 25. April 2011

Roadtrip

Nach einer langen Eishockeysaison und einem spannenden aber anstrengenden ersten Quartal am WWZ der Uni Basel freute ich mich auf die ersten paar Ferientage im 2011. Mal weg vom Geschäft, weg vom starken Franken, Nationalbank-Fragen oder Überlegungen zur strategischen Unternehmensführung, einfach mal die Seele baumeln lassen und irgendwo hinfahren und den Frühling geniessen. Ursprünglich wollten wir irgendwo hinfliegen, aber da Ostern heuer so spät ist, liessen sich kaum interessante Flugtarife finden. So entschieden wir uns für einen Roadtrip ins benachbarte Ausland. Nördlich nach Deutschland oder Luxemburg, eher östlich nach Österreich, westlich ins Elsass oder Burgund oder letztlich doch in den Süden nach Italien oder Frankreich. Nach reiflichen Überlegungen, Abwägen von Staus, anfallenden Kilometern, Essenspräferenzen und Apéromöglichkeiten, entschieden wir uns für den Trip in den Süden.

Am Mittwoch vor Ostern war es dann soweit. Mehr oder weniger pünktlich um 05.30h fuhren wir von Bern aus in Richtung Genfersee. Ich liebe die frühmorgentlichen Autofahrten: leere Strassen, Morgendämmerung und Sven Epiney der uns einen goldigen Tag verspricht - was will man mehr ;-) Wir erreichten meine alte Heimat um Nyon rum so gegen Sonnenaufgang um ca. 06.45h. Nach einem kurzen Kaffeestop gings dann über die Grenze in Genf und weiter auf der Autobahn A41 via Annecy nach Grenoble. Anschliessend verliessen wir die Autobahn mit dem Ziel, den grössten Teil unserer Reise abseits der Kilometerbolzerei auf Nebenstrassen zu absolvieren. Eine der wohl schönsten Autorouten führt eben von Grenoble runter ans Mittelmeer: die Route Napoleon.

Datei:Routenapoleon.jpgAls Route wird die Marschroute in Frankreich bezeichnet, die Napoléon I. (1769–1821) zurücklegte, nachdem er, um die Macht zurückzuerobern, von Elba kommend in Südfrankreich gelandet war. Sie entspricht der inzwischen für den Tourismus erschlossenen heutigen französischen Nationalstrasse Route Nationale 85. Details zur Route und vor allem zur Geschichte gibts auf Wikipedia.

Die RN 85 führt von Grenoble her über wunderschöne Hochplateaus, vorbei an glasklaren Seen, saftigen Wiesen, duftenden Blumen und blühenden Obstbäumen. Dazu hat man stets tolle Sicht auf die schneebedeckten Gipfeln des Parc National des Ecrins. Die kurvenreichen Passstrassen fahren sich aber sehr angenehm, die Strassen sind breit und gut ausgebaut.

Unseren ersten Halt machten wir dann im Städtchen Gap, dem Hauptort des Départements Hautes-Alpes. Das nette Altstädtchen lud uns dann erst zu einem Espresso, später dann zum ersten Bier ein. Das Wetter war herrlich sonnig, so dass wir es uns auf dem zentralen Marktplatz gemütlich machen konnten. Da wir aber ein anderes Fernziel hatten, nämlich zum Abendessen am Meer zu sein, fuhren wir relativ bald weiter in Richtigung Sisteron, Digne-les-Bains und weiter über eine schöne Hügellandschaft mit kleinen Pässen à jeweils ca. 1000 M.ü.M. nach Grasse. Das Städtchen Grasse liegt oberhalb von Cannes und bietet eine atemberaubende Sicht auf das Meer. Den Damen sollte der Ort vor allem als Parfümstadt, u.a. aus dem Film "das Parfüm" bekannt sein. Wir ersparten uns aber einen ausgiebigen Besuch und fuhren weiter in Richtung Meer.

Unser erstes Nachtlager spannten wir in St-Raphaël auf. Die lebendige Hafenstadt erwartete uns mit strahlendem Sonnenschein und einem ersten richtigen "Sommerfeeling". Die Suche nach einer Unterkunft erwies sich trotz anstehender Ostertage als relativ einfach. Wir fanden eine tolle Bleibe an der Promenade direkt am Meer. Das Hotel Excelsior war mit EUR 135.- zwar das teuerste unserer Reise, überzeugte aber mit einem sauberen und ansprechenden Zimmer. Mehr zu den einzelnen Hotels auf Tripadvisor. Die Seite erwies sich übrigens einmal mehr als toller Reisebegleiter. Die Rezensionen waren hilfreich und stimmten mit dem live Erlebten überein. Nach einem typischen französischen Apéro mit Pastis schlossen wir den Abend bei einem netten "Moules et Frites" Dinner ab.

Tag 2 unserer Tour führte uns am Morgen entlang der Côte d'Azur von Saint Raphaël nach Cannes. Die Fahrt führte uns über die Corniche, vorbei an zahlreichen Edelvillen, Yachthafen und stets mit einem tollen Blick auf das azurblaue Meer. Das Morgenlicht tat das Seinige dazu und liess die roten Klippen und schroffen Felswände noch schöner erscheinen als sonst. Sicherlich eines der Highlightz der Tour. Kurz vor dem Mittag trafen wir in Cannes ein wo wir ein wenig shoppten, apérölten und luxus-spotting betrieben. Ein hübsches Städtchen, welches ich sicherlich wieder besuchen werde. Unsere Fahrt führte uns weiter via Nizza und Antibes ans Cap Ferrat, wo wir bei Lachs und Baguette einen kleinen Picknick-Stop einlegten und den Blick aufs weite Meer, die überdimensionierten Yachten und auf die auch hier gewaltigen Villen genossen. Weiter gings dann nach Monaco wo wir eigentlich auch Sightseeing machen wollten. Da wir aber keine Parkmöglichkeiten fanden und uns der ganze Rummel dort doch eher auf den Sack ging, fuhren wir zügig weiter auf die Autobahn wo wir bis Imperia nach Italien düsten. In Imperia verliessen wir die Autobahn und rollten der Küste entgegen um einen geeigneten Schlafplatz zu finden.

Durch diverse hübsche und weniger hübsche Küstenstädtchen und Badeorte gelangten wir schliesslich nach Alassio. Der Badeort gefällt durch seine schöne Strandpromenade, den zahlreichen Restaurants, Cafés und  Shops, welche oft in engverwinkelten Gässchen liegen. Hier fanden wir erneut dank Tripadvisor eine schöne Unterkunft und konnten dann rechtzeitig zum Sonnenuntergang dem italienischen Dolce far niente fröhnen uns den Apéro genehmigen. Anstelle von Pastis gabs Apérol Spritz, ein wunderbar erfrischender Apèro :-) Abends gönnten wir uns dann Meereskost à la italiana und zwar Spaghetti Vongole und Gamberoni vom Grill - herrlich und natürlich in einem Restaurant mit Sicht aufs Meer.

Am dritten Tag unserer Reise gönnten wir uns erstmal einen guten Espresso an der Strandpromenade. Der von Tripadvisor bemängelte Nescafe-Automat im Hotel zerstörte nämlich Jettli's Gedanken an das Gute, sprich an den leckeren italienischen Kaffee zum Frühstück...wir verzichteten dann sogleich auf das Heissgetränk im tristen Frühstücksaal und zogen den externen Kaffeegenuss vor. Anschliessend fuhren wir entlang der ligurischen Küste in Richtung Savona. Das Wetter wurde etwas schlechter und so entschieden wir uns, die Küste zu verlassen und ins nahegelegene Piemont zu düsen. Es war unser erster Besuch im Piemont seit unserer Hochzeit und es kamen an allen Ecken und Enden emotionale Momente und Gedanken an eine einmalige Zeit auf.

Unser erster Stop war wie immer die Piaza in Neive. Dort gönnten wir uns einen feinen Arneis und den Blick in die umliegenden Rebberge. Die Suche nach einem Logis erwies sich als ungewöhnlich schwierig. Sowohl unsere Hochzeitslocation "San Giorgio" wie auch das L'Aromatario in Neive hatten keine freien Zimmer. So wählten wir erstmals das Hotel Castelbourg direkt in Neive aus. Ein nettes Hotel mit riesigen Zimmern, freundlichem Staff und einer perfekten Lage. Man lernt auch im Piemont immer wieder neue Dinge kennen und schätzen. Danach und einige Arneis später fuhren wir zu Federico Vacca aus Weingut Casina Principe im Anbaugebiet "Gaia Principe" in Neive. Diejenigen Männer welche an unserer Hochzeit dabei waren, kennen das Weingut bestens. Federico zeigte uns seine neuen Weine und verwöhnte uns mit einer ausgiebigen Degustation. Wir konnten wie immer nicht widerstehen und kauften 24 Flaschen ein...etwas Arneis, etwas Barbera aus dem Barrique, die Neukreation "Le Fate" aus Nebbiolo-Trauben und zu guter Letzt den edlen Barbaresco L'Angelo.

Abends assen wir in der Locanda San Giorgio zu Abend. Die Location, welche uns letzten Juli quasi "gehörte" war wieder ein normales Speiserestaurant geworden. Nirgends kamen bekannte Gesichter aus den Zimmern und auch das Menü bestand nicht mehr aus 8 sondern "nur" noch aus vier Gängen. Schon ein spezielles Feeling. Nichts desto trotz war das Menü für EUR 35.- top. Nach einem Gruss aus der Küche starteten wir mit einem leckeren Vitello Tonato - dem Evergreen aus dem Piemont. Zartes Kalbfleisch mit einer äusserst leckeren Thunfischsauce - wunderbar abgeschmeckt und luftig leicht. Weiter gings mit einem weiteren Klassiker, den Tajarin di nonna Adelia alle tre farine e ragù di salsiccia di Bra. Zum Hauptgang und richtig zur Osterzeit gabs Coniglio mit Frühlingsgemüse. Jettli verzichtete auf den Küngel und gönnte sich Gamberoni im Speckmantel - fantastisch! Wie immer zum Abschluss den Menüs gabs eine Dessertvariation. Diesmal mit Panna Cotta, torta di nocciole und noch etwas Drittes, was wir aber nicht mehr wissen :-) Wie immer offerierte das Haus einen Prosecco zum Apéro, einen Moscato zum Dessert und den Grappa zum Kaffee. Begleitet wurde das Dinner von einem 2005er Barbera d'Alba von Collina Serragrilli. Ein echter Geheimtipp und nach wie vor verbunden mit den herrlichen Erinnerungen aus dem Vorjahr. Wir kehren sicherlich zum "Giorgio" zurück, wenn auch die Übernachtungsmöglichkeit nicht immer dort liegen muss.

Tagsdarauf war das Wetter noch etwas dürftiger als zuvor und so entschieden wir uns - natürlich nach einem grossangelegten Einkauf italienischer Lebensmittel - den Heimweg unter die Räder zu nehmen. Via Alessandria, Simplon und Lötschberg gelangten wir nach rund 4.5h Fahrt nach Interlaken wo wir wieder bei strahlendem Sonnenschein und warmen Temperaturen empfangen wurden. Das Osterweekend verbrachten wir dann im Kreise unserer Familien beim reichlichen Essen und Trinken. Alles in Allem ein gelungener Ostertrip mit vielen positiven Eindrücken, gutem Essen und herrlichem Wetter. Nachfolgend noch ein paar Eindrücke.
Nizza, Côte d'Azur

Alassio, Liguria

Neive, Piemonte


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