Sonntag, 15. Mai 2011

Manege frei - Dinnieren im Zirkus "Eisblume"

Nach einer intensiven Schul- und Prüfungswoche in Basel freute ich mich auf ein gemütliches Weekend zuhause. Wir beschlossen aber, den Samstagabend nicht etwa im Kreise der ESC-Familie vor der Glotze zu verbringen, oh nein, sondern im Zirkus! Genau, das Erlebnisrestaurant Eisblume in Worb, untergebracht in ehemaligen Gewächshäusern, lässt sich zwei Mal im Jahr von kreativen Ideen inspirieren und gestaltet das Restaurant dementsprechend. Nach dem letztjährigen Motto "Aquatic" wird zurzeit das Thema Zirkus gelebt. Schon am Eingang merkt man, dass das Thema wirklich gelebt wird: Vorhang auf, Manege frei! Vorbei an Popcorn-Maschine, Zirkuskostümen, Requisiten und bunten Dekorationen aus der Welt der Clowns und Elefanten, wurden wir vom herzlichen (und jungen) Servicepersonal an den Tisch begleitet. Typische Zirkusmusik und Big Band Klänge schallen aus den Lautsprechern, der Regen plätschert auf das Gewächshaus. Einem gemütlichen Abend in der Eisblume stand nichts mehr im Weg.

In der Eisblume wird jeweils ein gesamtes Menü genossen, welches 1x pro Monat wechselt. Unsere kulinarische Reise begann mit einem Gruss aus der Küche, einer herrlichen Safram-Espuma mit einem Raviolino gefüllt mit Ratatouille. Zum 1ere wurde ein Carpaccio von der Jakobsmuschel auf Spargelsalat sowie Grapefruitsorbet auf Egger-Bier-Malz gereicht. Ein erfrischender Auftakt und ein Hochgenuss für Auge und Gaumen. Dazu genossen wir einen passenden Grauburgunder aus Österreich, welcher uns vom Personal empfohlen wurde und auch für die weiteren zwei Gänge ideal passen sollte. Was man vorweg schon sagen kann, die Pausen zwischen den Gängen waren wohl abgestimmt und liessen nie zu lange oder zu kurze Wartezeiten zu. Einfach perfekt.

Weiter gings mit dem 2eme, einer Weissweinschaumsuppe, begleitet von Brickteig und einem Manchego- Dattel Truffes. Die Suppe war genau richtig in der Konsistenz, Säure und Geschmacklichkeit. Das Manchego Truffes (spanischer Schafkäse) passte herrvorragend dazu und bot die perfekt ergänzende Würze. Die Portionen sind genau richtig, schliesslich will man sich ja nicht bereits nach dem 2. Gang mit Völlegefühlen herumplagen.

Beim 3. Gang begaben wir uns auf Neuland. Und zwar gab es Fisch, aber eine Sorte, welche ich bislang - zumindest nicht wissentlich - gegessen habe: gebratener Rochenflügel auf weissem Bohnenpüree und schwarze Bohnen, begleitet von glasierten Radieschen. Das Rochenfleisch ist eher grobfasrig, aber absolut fein und zart in der Konsistenz und im Geschmack. Eine tolle Kombination mit dem Püree und den leicht säuerlichen Radieschen. Leichte Abstriche gibt es nur beim Geschirr dieses Ganges. die grossen Schüsseln waren eher etwas unhandlich und eher schlecht für die Präsentation dieses tollen Gerichts.

Anschliessend näherten wir uns dem Höhepunkt des Abends, dem Hauptgang. Dieser bestand aus Lammrack im Alpenheu, Süsskartoffelpüree, Kartoffel, Mais, Stangensellerie und Frühlingsrüebli. Von der Präsentation und vom Geschmack her ein absolutes Hightlight. Farblich top, das Fleisch wunderbar rosa gebraten, das "Begleitgemüse" knackig und wunderbar als Ergänzung. Die würzige Sauce (wohl auf Basis einer klassischen Bratensauce) passte herrlich dazu. Jettli verzichtete auf das Lamm und erhielt dafür ein vorzügliches Entrecote, ebenfalls perfekt in Garstufe, Farbe und Geschmack. Die Präsentation war bei allen Speisen vorzüglich, farblich gut abgestimmt und eine wahre Freude fürs Auge. Natürlich gab's dazu noch einen Schluck Rotwein, einen Barbera d'Asti aus dem Piemont.

Das herrliche Lammrack

Rochenflügel





"Le 5eme" läutete den Abschluss des edlen Abendessens ein und bedeutet für mich in vielen Fällen oft "Symbiose". Einen Schluck Rotwein und dazu eine herrliche Berner Käsevariation mit dem Highlight "Blauer Schnee", einem jungen Blauschimmelkäse aus dem Gantrischgebiet. Weitere tolle Hartkäse aus dem Emmental und einem weichen "Chevres" rundeten das Käseangebot ab. Dazu und wirklich symbiosenhaft passten das Zwetschenkompott und ein leicht scharfes Mango-Chilli Chutney mit Früchtebrot. Einfach sensationell! Jettli blieb beim "Blauen Schnee", dafür gab es dazu Ananas mit Szechuanpfeffer - ebenfalls sehr lecker!

Natürlich liessen wir uns den süssen Dessert und den endgültigen Abschluss des Circus-Dinners nicht entgehen und noch einmal durften wir den Wow-Effekt erleben. Das Granny Smith Süppchen mit Buttermilchglace mit Kubebenpfeffer sowie eine Waffel mit Whisky Meringuage war ein absoluter Gaumenspass und voller geschmacklicher Überraschungen. Auch hier bestach die Küche mit Kreativität und Sinn fürs Spezielle! Seht selber, fürs Auge war's ein absolutes Highlight, für den Gaumen der Wahnsinn! Alles in allem ein erstklassiger Abend in nicht-alltäglichem Ambiente. Freundliche und kompetente Bedienung und eine Küchencrew die ihr Handwerk versteht. Die Eisblume in Worb, ein Ort für spezielle Abende. Natürlich nicht ganz günstig, aber wen interessierts, wenn die Qualität und auch sonst alles stimmt. Das gesamte 6-gängige Menü schlägt mit 111.- zu Buche, dafür sind die angebotenen Weine preislich im Rahmen. Natürlich kann man auch nur 4 oder 5 Gänge essen, aber ich kann mir fast nicht vorstellen, dass man freiwillig auf eine dieser tollen Variationen verzichten will :-) Hier geht's zur Homepage der Eisblume.



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